Ahnen wir, dass es sich bei unserem inneren Ruf um das Thema Selbstfindung in der Wüste handelt?
Warum zieht uns die Wüste so an?
„Hast du dich jemals gefragt, was passiert, wenn du alles loslässt? Wenn du nichts tust, nichts planst – sondern einfach nur bist?“
Wir leben in einer Welt, in der wir ständig nach neuem Input jagen. Nach weiteren Ideen und Inspirationen, nach dem gewissen Kick, nach dem, was wir glauben, was uns ein erfüllteres Leben geben könnte. Auch ist die Angst da, etwas im Leben verpasst zu haben, und wir womöglich unsere Liste, was wir noch alles erleben möchten, nicht schaffen, es uns zu erfüllen.
Denn bevor wir uns aus dieser Welt verabschieden, sammeln wir Abenteuer und Erlebnisse der besonderen Art.
Es macht uns zu Hamstern in Laufrädern und wir verlernen allmählich, was es bedeutet, sich wirklich dem Leben zuzuwenden und es wieder zu fühlen und mit allen Sinnen verbunden zu sein.
Marokko zeigt mir immer wieder wie Leben funktioniert:
Zwischen Fülle und Leere
Hört sich sehr krass an, zumal es hier so viele Dinge gibt, die uns Europäer vor den Kopf stoßen könnten.
Aber genauso empfinde ich es! Denn nicht immer mit allem einverstanden zu sein und nicht zu verstehen, wie Dinge anderswo gehandhabt werden, schult uns in Akzeptanz und nicht selten ist man höchst erstaunt, wie gut das alles hier in Marokko funktioniert! Ohne meine eigene Besserwisserei und Vorschläge – aus meiner Sicht. Das habe ich schon länger aufgegeben. Im Gegenteil: ich lasse mich gerne überraschen!
Denn nicht ICH komme zum Ziel, sondern das Leben bringt mich zum Ziel.
Wenn ich mich von meinen Vorstellungen von Leben nicht löse, dann kann ich mich nicht wirklich anders und neu kennenlernen. Auch wenn diese Erfahrung bedeuten könnte, dass man sich wieder freut zu Hause zu sein und das wertschätzt, was man hat: Den Mann, den Hund, den Nachbarn und den wohl sortierten Lebensmittelmarkt um die Ecke… auch das ist ein Gefühl von Fülle. Alles bringt einen dahin, wohin man wachsen möchte. Bewusst oder unbewusst.
Das Leben will geschmeckt, gekostet und erfahren werden! Und zwar in der schönsten Pracht und seinem schönsten Kleid.
Meine Erfahrung ist die, dass das Hören der eigenen Stimme, sprich, dass was man wirklich vom Leben möchte, gar nicht sofort weiß. Wir konsumieren soviel Ideen und werden verführt zu etwas, was gar nichts mit uns zu tun hat, wir aber unbedingt haben wollen! Wir ersticken an Konsum!
Man weiß sofort was man nicht nicht möchte, aber was man möchte, weiß man nicht so auf Anhieb.
Zwischen Marrakesch, von wo aus unsere Reise beginnt, bis hin zur Wüste, erleben wir beides!
Marrakesch ist Überfüllung pur! Mein erstes Mal dort hat mich regelrecht erschlagen und überflutet an Eindrücken, Waren und Verführungen.
Der Weg dann über den Atlas und durch das fruchtbare Draatal bis in die Wüste von M´Hamid, stimmt us auf unsere kommenden Wüstenexpedition ein.
Eine Empfehlung von mir zum Thema Selbstfindung:
Einer der größten Lehrer unserer Zeit ist für mich Dieter Lange! Er erzählt in diesem Video so wunderbar, worum es im Leben geht und wie wichtig diese Erfahrung der Stille und Leere ist! Vor allem in der heutigen Zeit brauchen wir diese Stille in uns am allermeisten! Denn dieser Lärm (Medien, Handys, Input ohne Ende) da draußen macht uns auf die Dauer krank!
Rückblick meiner ersten Wüstenerfahrung vor über 30 Jahren
Sich auf den Weg zu Wachstum und Selbstverwirklichung zu machen, kann anstrengend sein.
So war es auch bei mir: Als ich mit 28 Jahren auf meiner gewählten spirituellen Reise für 8 Monate durch Thailand und Indien zog und dort Yoga, Meditation, ayurvedisches Bodywork u. a. erlernte, ging es davor in den Sinai zu den Beduinen.
Dort erlebte ich die Wüste zum ersten Mal in seiner ursprünglichsten Form und seither hat mich diese Lehre von Leere, dem Nichts und der bizarren Schönheit dieser Wüstenwelt nie mehr verlassen!
Ich kam mit schwerem Gepäck im Geiste und verbrachte tagelang auf dem Kamel in Gedanken. Nichts berührte mich. Nichts schenkte mir Freude.
Im ersten Teil der Reise! Nach 5 Tagen hatte ich die schlimmsten Magenschmerzen (ich hatte einiges zu verdauen!) und die beiden Beduinen
sammelten Kräuter den Tag über und abends bekam ich dieses gebraute Getränk, welches mich in einen anderen Zustand versetzte und am nächsten Tag war der Spuk vorbei! Diese Fürsorge! Ich fühlte so viel Vertrauen in ihre einfachen Handlungen, und unsere Kommunikation war die Sprache des Herzens. Ich konnte kein Arabisch und Mohamed und Aith konnten kein Englisch. Aber wir konnten uns gemeinsam kringeln vor Lachen! Das Leben braucht keinen Grund, um sich glücklich zu fühlen.
Wenn man das mal in der Tiefe verstanden hat, dann hat man einen Kompass im Gepäck!
Das ist die Lehre der Leere: Erst wenn du all das konditionierte Zeug aus deinem inneren Container eliminierst, hat es Platz für neue Gedanken, Ideen und Handlungen. Denn erst musst du leer sein, um Neues in dich aufzunehmen. Deine gewohnten Pfade verlassen. Das versteht man vielleicht auch nicht sofort, aber spätestens, wenn dein Körper dich auf die Spur bringt und sich entleert, beginnt man eine Ahnung davon zu haben, dass innerer Wachstum sich auf vielerlei Weise zeigen kann.
In der Leere spricht deine innere Stimme am lautesten.
Überwindung der langen Weile. Ein Wüstenalltag.
Ein kleiner Ausschnitt meiner letzten Wüstenreise mit einer kleinen Gruppe:
Wir starten jeden Morgen nach dem Frühstück mit Übungen aus dem Qigong in den Tag. Weiter abseits packen unsere Wüstenmänner alles wieder auf die Dromedare. Anschließend heißt es „Yalla, we go“. Ich höre diesen Ruf erst nicht, weil ich so versunken in den Übungen und der Atmung bin.
Ich liebe es, wenn sich die Kraft im Körper und der Willen im Kopf auflösen und sich alles in Leichtigkeit verwandelt. Dann gehe ich durch die Wüste ganz anders.
Mein Körper beginnt zu schweben und zu kribbeln. Das Chi wirkt durch mich hindurch. Erhaben, leichtfüßig, achtsam und trittsicher gehen wir mit den Nomaden sicher durch die Landschaft. Das ist meine persönliche Selbstfindung in der Wüste.
Es grünt so grün: Zurzeit gibt es so viele Blütenbüsche . In Weiß, in Lila und in Grün. Aus der Perspektive von oben, vom Dromedar aus, genieße ich diese neuartige Landschaft. Und die Dromedare erst! Es gibt Essen im Überfluss!
Das kommt daher, weil es vor einigen Monaten sehr, sehr viel geregnet hatte und die Wüste weniger karg ist.
Wir ziehen also gemeinsam los. Bei der ersten kurzen Pause besteige ich Bakschisch, mein Lieblingsdromedar! Gemütlich schaukelt er mich durch diese endlose Weite. Ich fühle mich in dieser Landschaft immer als Königin. Mein Becken schaukelt vor und zurück und bereitet mich jetzt schon auf das nachmittägliche Tanzen in der Weiblichkeit vor.
Nach spätestens drei Stunden sind wir an unserem Platz angekommen. Es ist heiß. Die Männer bauen erst einmal das kleine Kochzelt auf
und dann sofort unser schönes großes runde Zelt, welches wir sogleich beziehen, um vor der Hitze und Sonne zu entfliehen. Es ist unser Aufenthaltszelt.
Zum Schlafen wird dann für jede von uns ihr eigens Zelt aufgebaut. Ich wähle fast immer einen Platz weiter weg. Manchmal schleppe ich auch einfach nur meine Matratze auf eine Düne und kuschele mich dort in meinen Schlafsack.
Dieser Sternenhimmel!!! Den gibt es einfach nur in der Wüste. Es ist ein Sternenzelt, und das möchte ich nicht verpassen zu betrachten. Doch dieses Mal entscheide ich mich dafür, die meisten Nächte im Zelt zu verbringen. Dort ist es stockfinster! Wir sind in der Neumondzeit in der Wüste. Natürlich habe ich, wie schon so oft, meine Stirnlampe vergessen. Gut, dass es das Handy gibt, welches mir Licht schenkt.
Wenn es still wird
Mittagessen und Ruhen: In unserem großen Zelt liegen Matratzen und wir freuen uns schon auf Erdnüsse und Gebäck mit Tee und Kaffee.
Anschließend ein Gourmetessen aus Salaten, warm und kalt, mit Roter Beete, Karotten, Kartoffeln, Gurken und vielem mehr. Zweimal gab es auch Nudeln mit einem Gemüsegemisch aus Rosinen und feinen Gewürzen aus dem Land aus 1001 Nacht!
Nach dem Mittagessen wird es schnell ruhig in unserem kleinen Camp. Wir fallen fast alle in einen tiefen Schlaf.
Auch unsere Begleiter haben sich ein Plätzchen ausgesucht, um ein wohltuendes Mittagsschläfchen zu machen.
Siesta nennt man das in Süditalien, weil die DSonne am Mittag nichts anderes zulässt.
Mein Nervensystem entspannt sich. Endlich! Es war viel los bei mir in letzter Zeit und das Geschehen auf der ganzen Welt im
glaube ich, an keinem spurlos vorüber.
So viel Ruhe, Stille und Frieden, der sich in mir ausbreitet.
Früher war ich viel unruhiger, aber je öfter ich in die Wüste gehe, überkommt mich dieser tiefe Frieden und ich brauche einfach nichts, was mich füllt.
Ich habe mich dem Rhythmus der Nomaden mittlerweile angepasst. Beim Sandsturm sagte mir Maddo einst:
Du weißt doch, Sandsturm ist für uns Nomaden Schlafenszeit!
Er hat so recht! Warum wogegen kämpfen, was jetzt einfach gegeben ist!
Die Wüste schenkt uns im Nichtstun genau das, was wir Menschen hin und wieder mal brauchen:
Rückbesinnung, Stille und eine lange Weile. Eine Langeweile, wo Frieden finden, in die Leere starren oder träumen, dich auf unsichtbare Weise heilt vom Dauerstress unserer modernen Zeit und der Überfüllung an Aktionen, die keinen Platz mehr lassen, um dein ICH kennenzulernen.
Nach diesem Zustand in der Wüste sprudelte ich meistens über vor Tatendrang, Begeisterung und Lebenslust.
Als junge Frau hätte ich wahrscheinlich mein Handy gezückt und meine Zeit gefüllt mit dem Hören eines Podcasts gefüllt. Ich war immer schon so gierig nach Wissen und Lernen, dass mir diese Zeit des Ruhens wie eine Zeitverschwendung vorgekommen wäre. Obwohl… mit 28 war ich das erste Mal 10 Tage in der Wüste im Sinai. Ich glaube genau deswegen liebe ich das.
Ich will nur noch leer sein. Ich will die Stimme hören, die aus mir spricht.
Diese Stimme darf mich überraschen. Ohne darauf zu warten. Vielleicht meldet sich da auch nichts. Auch das ist gut.
Eigentlich geht es um das Einverstanden sein mit dem, was sich bietet und was gerade da ist und angeschaut werden möchte.
Auf meinen Wüstenreisen und Retreats erkläre ich den Teilnehmerinnen nicht immer alles, was auf sie zukommen könnte, an Emotionen.
Durch diese Erfahrungen selbst zu gehen in einem geschützten Feld ist wichtig. Indem über alles gesprochen werden darf, braucht es keine Belehrungen.
Ich erzähle Geschichten und über meine Erfahrungen als Frau, Mensch und die Wüste.
Animation gibt es wenig. Außer meinen Übungen am Morgen, dem Tanz der Weiblichkeit und dem Gehen oder Reiten auf Dromedare.
Ahh, leer werden. Einfach leer sein. Wunder passieren aus dem Nichts. Irgendwann beginnt sich das Blatt zu wenden. Wir entdecken die Freude dabei, einen schönen, kühlen Schluck Wasser zu trinken, ein tolles Essen zu haben, einen Rhythmus, der uns täglich durch die Wüste führt, aber die wirkliche Führerin ist die Wüste.
Wir waren jeden Tag gesegnet mit Sonnenschein! Bevor wir uns mit der Karawane in die Wüste begaben, waren wir Gäste bei Mohsin, der eine wunderschöne Herberge (Camp) besitzt, mit Bett, Tisch, Stuhl und vielen Palmen. Das Beste finde ich dort diesen Blick aus den großzügigen Zimmern, wo man aus dem Bett heraus durch ein riesengroßes Panoramafenster die Natur beobachten kann. Von außen ist da ein Spiegelglas. So kann keiner hineinschauen.
Na ja, jedenfalls fragte mich auf unserer Tour unser Wüstenführer, ob wir einen Tag früher zurück zu Mohsin gehen möchten (diese innere Stimme). Wir Frauen stimmten zu und erst zwei Tage später wussten wir, dass dies eine hervorragende Entscheidung gewesen war! Denn morgens mussten wir schon das Qigong-Training verkürzen, weil wir den Wind schon von Weitem hörten. Der Sandsturm machte sich allmählich breit und meine Frauen konnten einen leichten Einblick erhalten, was es bedeutet, im Sandsturm zu gehen. Kaum waren wir im Camp angekommen, wurde der Sturm total heftig.
Wir beziehen unser Zimmer. Die Dusche ist zwar nicht warm (wegen des Sturms ist es schwer, das Feuer dafür anzuheizen), doch das ist jetzt gerade unwichtig. Morgen geht es ins Hamam und da wird die „Wüste“ aus den Poren geschrubbt.
Ich bin erschöpft und glücklich! Ich liege in meinem großen Bett und schaue den Palmen zu, die im Sandsturm verschwinden.
Auch das ist für mich die Wüste: tanzen, erden, sich fühlen, ruhen, sich hingeben, das gemeinsame Miteinander sein und eben auch mal einen Sandsturm erleben!
Mein Fazit: Die Fülle beginnt im Nichts und das ist der Anfang von allem!
Wenn auch du die Magie der Wüste erleben möchtest, dann begleite mich auf meiner nächsten Reise!
- Mit mir und meinem Sahara-Team wirst du das Einzigartige und Besondere der Wüste erfahren.
Wir reisen als Freunde – fernab von typischen Wüstentouren! - Mein Partner und ich helfen dir durch alle Themen in der Wüste.
- Tanz und Körperübungen zur Weiblichkeit sind ein Teil der Reise
- Transformation, Stille, innere Fülle, Wüstenerlebnis, Sinnlichkeit, Natur und Authentizität
Schau auf meine Webseite für die nächste Wüstenreise für Frauen: Sehnsucht nach Ursprung
Wüstenreisen sind nicht nur schön für Fotos! Wenn man der Wüste wirklich begegnet, dann ist das, was wir hier lernen schon zu allen Zeiten, wie die Leere und Stille uns verwandeln kann. Die Lehre der Leere, das Glück finden im Nichts. Die tiefe Berührung der Weite und Schönheit. Hier sind wir Königinnen!
Hier sind weitere Blog-Beiträge, die ich über Wüstenreisen und Wüsten-Retreats geschrieben habe:
Mit der Karawane durch die Wüste: Pure Lebenslust und Weiblichkeit!
5 Fragen die du mir stellen solltest, bevor du ein Wüsten-Retreat mit mir buchst.
Du kannst jederzeit ein Gespräch mit mir buchen, um dich zu informieren:
WhatsApp: 00491625849857
oder schicke mir eine mail: info@noracurcio.com
Liebe Nora,
ein wirklich toller Reisebericht, auch wenn Marokko nicht ganz obern auf meiner Reiseliste steht. Ich mag deine Erzählweise. Sie macht das von dir Erlebte spürbar und die Bilder sind einfach wunderschön!
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Nora,
dein Artikel hat mich wieder nach Marokko zurück gebracht. Besonders den Unterschied zwischen Marrakesch, dieser bunten, aufregenden, fremden und doch bekannten Stadt und der Wüste kann ich so sehr mitfühlen. Bisher kenne ich nur den steinigen Weg nach Essaouira. Aber ein bisschen Leere fühlt man dort auch. Du fasst das so wunderbar in Worte.
Herzlichen Dank dafür, dass du deine Leserinnen mitnimmst auf die Reise.
Liebe Grüße
Jutta